"Hitler hat drei Millionen Juden massakriert. Jetzt gibt es hier drei Millionen Drogenabhängige… Ich würde sie gerne alle abschlachten." Dieses berüchtigte Zitat äußerte Rodrigo Duterte am 30. September 2016, knapp drei Monate nach seiner Amtseinführung als Präsident der Philippinen.
Bereits in seinem Wahlkampf hatte Duterte ein hartes Vorgehen gegen die Drogenkriminalität angekündigt. Kaum in der Regierungsverantwortung, startete er seine Anti-Drogen-Kampagne, die unter dem Namen „War on Drugs“ bekannt wurde. In den ersten Monaten gab es täglich Berichte über Tote. Dutertes aggressive Rhetorik und das brutale Vorgehen der Polizei stießen international schnell auf massiven Widerstand. Noch im selben Jahr veröffentlichten Amnesty International und Human Rights Watch erste Berichte, in denen konkrete Vorwürfe über außergerichtliche Hinrichtungen erhoben wurden.
Ein besonders umstrittenes Element der Anti-Drogen-Kampagne von Rodrigo Duterte war die systematische Erstellung und Veröffentlichung sogenannter „Todeslisten“. Duterte forderte Städte, Gemeinden und Dorfvorsteher auf, Namen von mutmaßlichen Drogenkonsumenten und -händlern zu sammeln und an öffentlichen Plätzen auszuhängen. Die Personen auf der Liste wurden dazu aufgefordert sich zu stellen – mit dem Versprechen, am Leben zu bleiben und ein Rehabilitationsprogramm zu absolvieren. Amnesty International dokumentierte schon 2017, dass diese Listen oft auf Denunziationen oder Gerüchten basierten und keine gerichtsfesten Beweise erforderten.
Die Betroffenen wurden dadurch massiv unter Druck gesetzt und lebten in ständiger Angst, im Falle einer Weigerung zur Zielscheibe sogenannter Todesschwadronen zu werden. Diese Gruppen - oft bestehend aus schwarz gekleideten und maskierten Männern - töteten ihre Opfer nicht nur auf offener Straße, sondern drangen auch nachts in deren Häuser ein, wo sie die Menschen zum Teil vor den Augen ihrer Familien erschossen oder erstachen. Ziel dieser brutalen Übergriffe war es offensichtlich, durch Einschüchterung eine abschreckende Wirkung auf die Bevölkerung zu erzielen.
Laut einem Bericht des UN-Menschenrechtsrats von 2020 und Recherchen von Human Rights Watch operierten diese Todesschwadronen häufig mit Wissen oder stillschweigender Duldung staatlicher Stellen. In vielen Fällen gab es enge Verbindungen zur Polizei - durch informelle Absprachen, gezielte Aufträge oder bewusstes Wegschauen bei den Taten.
Berichte legen zudem nahe, dass beteiligte Beamte oder Täter zum Teil Kopfgeldzahlungen erhielten - abhängig von der Zahl der „neutralisierten“ Drogenverdächtigen. Menschenrechtsorganisationen kritisierten dies als staatlich geförderte Tötungsmaschinerie, bei der willkürliche Gewalt und Rechtsbrüche systematisch in Kauf genommen wurden.
Dabei beschränkten sich die Todesschwadronen nicht auf die gezielte Tötung von Personen, die auf sogenannten „Listen“ standen. Auch Personen, die sich bereits gestellt hatten und andere, die ihnen als verdächtig oder unbequem erschienen, gerieten ins Visier - was die Atmosphäre der Angst und Rechtlosigkeit weiter verstärkte.
Hauptsächlich betraf Dutertes Anti-Drogen-Kampagne die ärmsten Schichten der Gesellschaft - Menschen aus Slums, Arbeitervierteln und informellen Siedlungen, die weder Rechtsbeistand noch sozialen Rückhalt hatten. Viele dieser Opfer waren selbst drogenabhängig oder hatten nur geringe Mengen bei sich. Reiche und mächtige Hintermänner des Drogenhandels blieben dagegen meist unbehelligt, obwohl ihr Einfluss bekannt war. Kritiker warfen der Regierung daher vor, die Kampagne diene weniger der strukturellen Lösung des Drogenproblems als vielmehr der gezielten Einschüchterung und sozialen Säuberung unter prekären Bevölkerungsgruppen.
Nach offiziellen Angaben der philippinischen Regierung wurden während der Amtszeit von Präsident Rodrigo Duterte, die vom 30. Juni 2016 bis zum 30. Juni 2022 dauerte, rund 6.252 Menschen im Zusammenhang mit Anti-Drogen-Einsätzen getötet. Ein Bericht der Vereinten Nationen aus dem Jahr 2020 geht jedoch von einer deutlich höheren Zahl aus: Nach umfangreichen Untersuchungen schätzt die UNO die Zahl der Todesopfer im sogenannten „War on Drugs“ auf 27.000 bis 30.000.
Am 11. März 2025 wurde der ehemalige philippinische Präsident Rodrigo Duterte verhaftet und nach Den Haag vor den Internationalen Strafgerichtshof gebracht - ein Schritt, den viele für unmöglich gehalten hatten. Unser Projektpartner, der bekannte Menschenrechtsaktivist Pater Shay Cullen, sieht in der Verhaftung Dutertes ein Zeichen der Hoffnung. Er betont, dass Duterte sich nun endlich für die vielen Morde verantworten muss, die er angeblich angeordnet hat. Dies sei ein starkes Signal an die Opfer und erinnere andere politische Führer daran, dass Verbrechen gegen die Menschlichkeit nicht ungestraft bleiben.
Als Menschenrechtsorganisation stehen wir an der Seite der Schwächsten - der Kinder und Familien, die in extremer Armut leben. Dutertes sogenannter Drogenkrieg traf vor allem diejenigen, die keinen Schutz hatten: Kinder verloren ihre Eltern, Familien lebten in ständiger Angst. Viele der Mädchen und Jungen, die wir begleiten, leiden noch immer unter dem, was sie erlebt haben. Für uns ist klar: Wir lassen sie nicht allein.
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