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Bildung statt müllsammeln – Pater Roberto über Perspektiven für die Kinder von Cebu

03.02.2025 // #News

Foto: Tim Drobeck, Bildergarten Entertainment GmbH

Die Müllkippen von Cebu sind nicht nur ein Ort des Abfalls, sondern auch der Heimat von Menschen, die Tag für Tag ums Überleben kämpfen. Pater Roberto Jun Alda weiß, wie es sich anfühlt, dort zu leben. Bereits als 18-Jähriger verbrachte er Zeit auf der Müllhalde, um die Lebensumstände der Menschen zu begreifen. 

Vor kurzem war er gemeinsam mit Johannes B. Kerner und einem ZDF-Team vor Ort, um auf das Leid und die Notwendigkeit von Hilfe aufmerksam zu machen. Dabei stand ein konkretes Ziel unserer Aktionsgruppe „Kinder in Not“ e.V.  im Mittelpunkt: der Bau einer Vorschule für Kinder, die hier aufwachsen müssen. Dieses Projekt soll den Jüngsten eine Chance auf Bildung und eine bessere Zukunft eröffnen. 

In diesem Interview erzählt Pater Roberto von seinen persönlichen Erfahrungen auf den Müllkippen, den Dreharbeiten und warum unsere Unterstützung für diese Mädchen und Jungen entscheidend ist.

Kinder in Not: Roberto, du hast in früheren Jahren selbst mit den Menschen auf den Müllkippen der Metropole Cebu gelebt. Was hat dich damals dazu bewegt, so nah an ihrem Alltag zu sein?

Roberto: Aus Unwissenheit und Neugier hatte ich mich damals gemeldet. Ich war damals achtzehn und hatte keine Ahnung, dass so etwas wie Müllbergen oder Müllmenschen auf meine Heimatinsel Cebu überhaupt gibt. Ich wollte wissen, ob es alles stimmt, was man mir erzählt hatte, und ich wollte die Menschen und ihre Lebenslage auf der Müllhalde mit eigenen Augen sehen und kennenlernen. Ich hatte viele Fragen wie: Warum arbeiten dort Menschen - Erwachsene und Kinder? Ist Arbeiten dort möglich, wie sieht es dort aus? Gibt es da keine Alternativen? Und viele andere Fragen mehr, die ich im Laufe meines Praktikums dort beantworten konnte.

Kinder in Not: Wie hast du diese Zeit persönlich erlebt? Was hat dich am meisten beeindruckt oder auch erschüttert?

Roberto: Ich war bei meinem ersten Besuch schockiert und sprachlos. Menschen und Kinder dort zu sehen, die arbeiten, um Geld zu verdienen, machte mich wütend. Ich hatte Mitleid mit den Menschen, fühlte mich schlecht und weinte. Den scheußlichen Gestank konnte ich nicht aushalten, war einfach unerträglich. Ich blieb dort nicht lange. Mein erster Besuch auf der Müllkippe dauerte gerade zehn Minuten. In der ersten Woche meines Praktikums wurde ich krank. Durch die Hilfe von den Müllmenschen konnte ich weitermachen.

Kinder in Not: Wie hat sich die Lebenssituation der Müllkippenbewohner seit deiner früheren Zeit dort verändert? Was ist heute besser, was vielleicht sogar schlimmer geworden?

Roberto: Besser geworden ist die Tatsache, dass auf der Müllkippe nicht mehr rund um die Uhr gearbeitet wird, sondern nur noch von sechs Uhr morgens bis sechs Uhr abends und, dass Kinder von Montag bis Freitag auf der Müllkippe nicht mehr sein oder arbeiten dürfen. Die Lokalbehörde beziehungsweise die Regierung hatte es verordnet, aber sie kontrollieren es nicht, ob die Verordnung von den Menschen befolgt wird. Sehr schlimm finde ich ist die Tatsache, dass es immer noch manche Eltern gibt, die ihre Kinder nicht in die Schule schicken und aus finanziellen Gründen bei sich behalten, um gemeinsam jeden Tag Müll zu sammeln, also arbeiten statt lernen. „Besser Geld verdienen als auf der Schulbank zu sitzen und lernen. Es bringt sowieso weiterhin nichts“ meinten sie. Viel Geduld braucht man, um sie zu gewinnen. 

Kinder in Not: Nun hast du vor kurzem Johannes B. Kerner und sein Filmteam mit auf die Müllkippen genommen. Welche Eindrücke hast du von diesem Besuch mitgenommen?

Roberto: Das gesamte Team um Herrn Kerner war sehr professionell und respektvoll. Sie alle waren sehr gut vorbereitet und hatten keine Berührungsängste mit den Müllmenschen.

Kinder in Not: Wie wichtig sind deiner Meinung nach solche medialen Beiträge für das Bewusstsein und die Unterstützung von Menschen in extremer Armut?

Roberto: Für die meisten Menschen in der Gesellschaft existieren diese Müllmenschen überhaupt nicht. Sie sind auf sich allein gestellt und keiner vermisst sie, wenn ihnen etwas zustoßen. Umso wichtiger ist es, wenn sie durch solche Aktionen einem breiten Publikum bekanntgemacht wird. Dann können die Menschen sagen, es gibt auch noch solche armen Menschen, die unsere Hilfe brauchen.

Kinder in Not: Was denkst du Roberto, welchen Unterschied macht die Unterstützung unserer Aktionsgruppe „Kinder in Not“ e.V. für die Kinder und ihre Familien auf den Müllkippen?

Roberto: Für die Müllkinder und ihre Familien bedeutet die Unterstützung von der Aktionsgruppe Hoffnung und eine echte Chance zur Verbesserung ihrer Lebenssituation. Bildung ist die Antwort auf die Herausforderung von Elend und Armut.

Kinder in Not: Welche wichtigsten Veränderungen beobachtest du bei den Kindern, die Zugang zu Bildung und Unterstützung erhalten?

Roberto: Kein Kind geht gerne auf die Müllkippe, um zu arbeiten. Sie hassen es sogar. Aber sie sind machtlos. Sie müssen ihre Eltern gehorchen. Sie wollen spielen, lernen und mit ihren Freunden sein. Sie sind glücklicher, entspannter und können leben, wie sie sein sollen als Kinder, wenn sie Alternativen haben, wie Schule oder Spielplatz haben.

Kinder in Not: Hast du Visionen für die Menschen auf den Müllkippen der Metropole Cebu? Was braucht es, um ihre Situation nachhaltig zu verbessern?

Roberto: Eine bessere und effizientere Müllentsorgungsanlage, bessere und sichere Behausung, alternative Jobs haben, wo sie ihr Lebensunterhalt verdienen und mehr Schulen würden nachhaltig die Lebenschancen der Müllmenschen verbessern. Aber das bedeutet mehr Investition und Geld. Alle zusammen: Lokalbehörde, Regierung, Privatpersonen, Investoren, Vereinen Initiativen, Organisationen und Schulen müssen zusammenarbeiten, um dieses Ziel zu realisieren.

Kinder in Not: Dein Mitbruder Heinz Kulüke sagte einmal: „Es gibt keine Hoffnung mehr, aber wir geben nicht auf“. Siehst du das auch so? Wie gehst du damit um?

Roberto: Ich verstehe die Aussage sehr gut, besonders wenn diese aus einem kommt, der sich schon sehr viele Jahre für die Armen engagiert hat wie Heinz. Aber bei allem Respekt vor ihm teile ich seine Meinung nicht. Ja, die Aufgabe ist riesig und die Probleme hören nicht auf. Verbesserungen und Fortschritte kommen nur schleppend, sehr langsam und mühselig. Rückschlägen und Enttäuschungen sind vorprogrammiert. Aber man darf nicht frustriert sein. Wir haben hier mit Menschen zu tun. Aber, solange die Menschen leben, arbeiten und nicht aufgeben, gibt es immer Hoffnung auf eine bessere Zukunft für diese und für die nächste und kommende Generation.

Kinder in Not: Gibt es etwas, dass du den Menschen in Deutschland sagen möchtest, die durch ihre Spenden Projekte wie dieses möglich machen? Warum ist ihre Unterstützung so entscheidend?

Roberto: Ich möchte nicht auf die Nehmerseite, sondern ich will auf die Geberseite sein. Alles ist Geschenk. Mein Können, meine Talente und Fähigkeiten, mein Leben – alles ist mir geschenkt worden. Und alles, was ich verdient, erworben und erarbeitet habe im Laufe meines Lebens muss ich alles lassen, wenn meine Zeit auf Erden zu Ende geht. Sie machen also das Richtige, wenn sie für die armen und hilfsbedürftigen Müllkinder und ihren Familien spenden. Geben ist immer noch und bleibt besser als Nehmen und Helfen macht das Leben schöner als Ignorieren und Nichthelfen. 

Kinder in Not: Roberto, eine letzte Frage: gibt es etwas, das dich aus den Begegnungen mit den Familien auf den Müllkippen besonders bewegt hat und das du unseren Spendern mitgeben möchtest?

Roberto: Die Müllmenschen sind sehr fleißig. Sie jammern nicht, sondern arbeiten sehr hart jeden Tag, um zu überleben. Und sie sind sehr dankbar für jede Hilfe, die sie bekommen.

Wir danken Pater Roberto Jun Alda von Herzen für seine offenen Worte und die wertvollen Einblicke in das Leben der Menschen auf den Müllhalden von Cebu. Seine persönlichen Erfahrungen und seine Verbundenheit mit den Familien dort berühren uns tief und motivieren uns, unseren Einsatz für eine bessere Zukunft dieser Kinder fortzusetzen. Danke, Pater Roberto, dass Sie Ihre Stimme für die Menschen erheben, die viel zu oft übersehen werden, und damit Hoffnung und Zuversicht schenken.
 

Jedes Kind verdient eine Zukunft abseits der Müllkippe. Helfen Sie mit, indem Sie unsere Arbeit unterstützen – denn Bildung verändert Leben! Jetzt spenden!