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Die Geschichte einer ehemaligen Müllsammlerin

24.08.2021 // #Fundraising

„Unser Leben ist wie ein Buch und jeder Tag ist eine neue Seite. Wir können nicht löschen, was bereits geschrieben wurde, aber wir können immer versuchen, ein besseres Ende zu schreiben.“ Diese Worte erreichen uns von der 37-jährigen Policarpa von der Insel Cebu auf den Philippinen. Worte voller Stärke und Zuversicht, die sie sich jeden Tag aufs Neue erkämpfen musste.


Policarpas Kindheit war hart. Ihre Mutter verdiente ihren Lebensunterhalt als Müllsammlerin in der nahegelegenen Deponie Metro Cebus. Als Älteste fühlte sich Policarpa in der Verantwortung, ihr zu helfen. Als Kind sammelte sie daher Schrott und durchsuchte den Müll nach Wiederverwertbarem. Das wenige Geld, das sie mit den Abfällen verdiente, gab sie für Nahrungsmittel und Schulmaterialien sowie Schuluniformen aus. Morgens stand sie noch vor Sonnenaufgang auf, damit sie noch vor dem Unterricht am Nachmittag Müll sammeln konnte. In der Schule wurde sie von ihren Mitschülern gemobbt, weil sie sich keine neuen Schuhe leisten konnte und ihre Unform voller Löcher war. Manche Kinder wollten nicht mit ihr befreundet sein, weil sie vom Müllsammeln roch. 


 „Es war hart, aber ich habe mein Ziel nie aus den Augen verloren. Ich glaube fest daran, dass Armut kein Hindernis für Erfolg sein darf.“ Anstatt an den Schwierigkeiten zu verzweifeln, fokussierte sich Policarpa aufs Lernen. Ihr Ziel war es, hart zu arbeiten, um einen guten Schulabschluss zu erlangen und schließlich ihre Träume zu verwirklichen. 


Nach der High School wendete sich das Blatt für Policarpa. Durch ein Stipendium bekam sie die Möglichkeit, das College zu besuchen. „Gott hat meine Gebete erhört. Ich weiß, dass in Zukunft ein besseres Leben auf mich wartet.“ Direkt im Anschluss ans College bekam Policarpa einen gut bezahlten Job und sorgte mit einem Teil ihres Gehalts dafür, ihre kleinen Geschwister ebenfalls zur Schule zu schicken. Heute arbeitet sie als Erzieherin in dem „Saint Arnold Janssen Early Childhood Development Center“ für Kinder der umliegenden Deponien und Slums.  Mittlerweile haben auch alle ihre Geschwister das College in Cebu City abgeschlossen.


„Trotz aller Höhen und Tiefen– ich kann mit Stolz sagen, dass wir als Familie immer zusammengehalten und dadurch auch schwierige Zeiten überwunden haben. Mein Bruder ist erfolgreicher Seefahrer, meine kleine Schwester Erzieherin wie ich, und meine Mutter muss nicht mehr Müll sammeln, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.“
Heute hat Policarpa ihre eigene Familie. Sie hat zwei Kinder: John (13), ein akademischer Stipendiat am CBD College und Kazzie (4), die derzeit die Vorschule besucht, an der auch Policarpa arbeitet. Sie hat einen liebevollen Ehemann und hat großen Spaß an ihrer Arbeit mit den Kindern. 


Policarpas Geschichte zeigt, wie wichtig der Zugang zu Bildung als Ausweg aus der Armut ist. Dass sich Fleiß und Zuversicht auszahlen und dass der Kreislauf der Armut auch generationsübergreifend durchbrochen werden kann.